Mittwoch, 10. Januar 2018

Tunesien und die Pick-Up Pferde

Assalamu aleikum und Hallo zusammen, 

wie bereits angekündigt folgt hier ein kleiner Artikel über Pferde in Tunesien. In den folgenden Punkten habe ich nur das aufgeschrieben, was mir als Deutsche besonders aufgefallen ist, was nicht heißt, dass es nur so und nicht anders geht. Ich mag Tunesien gerne und finde es immer interessant, andere Kulturen zu entdecken und auch Anregungen, was die Pferdehaltung angeht. Andere Länder, andere Sitten. Nehmt es mit Humor:-D

Einige Punkte die mir aufgefallen sind und die ich so aus Deutschland nicht kenne, sind hier aufgelistet:


-Viele Hengste
Erstaunlicherweise sind sehr viele Pferde hier Hengste, vor allem bei Reitställen, welche Pferde an Touristen vermieten, findet man meist ausschließlich Hengste. Ich hätte nicht gedacht, dass sich ein Dutzend Hengste zusammen verträgt, aber siehe da es funktioniert tatsächlich. Und sie sind auch nicht schwieriger zu reiten als Wallache oder Stuten. Warum nur Hengste? Stuten gelten hier als zickig bzw. launisch und eine Kastration eines Hengstes ist schlichtweg zu teuer. Darum bleibt der Hengst Hengst und wohnt weit weg von Stuten in einer Männer WG. In nicht-touristischen Ställen findet man aber auch Stuten.

-Viele Araberpferde
Gut, dieser Punkt überrascht nicht, in Island gibt es nur Islandponys, in Deutschland überwiegend Warmblüter und in der arabischen Welt eben arabische Vollblutpferde oder Kreuzungen mit Berberpferden. Nicht nur, aber meistens. 

-Angebundene Pferde
Als kurzzeitige Alternative zum Auslauf oder anderen mir nicht bekannten Gründen werden viele Pferde angebunden. Und zwar im Boden. Da ist also ein Haken im Boden verankert und daran ein langes Seil das am Halfter des Pferdes befestigt wird, sodass das Pferd sich nur um die Ankerstelle drehen kann, aber nicht weiter. Natürlich nur für einige Stunden. Ein Paddock und Ställe sind direkt nebenan vorhanden.

-(fast) keine Weiden
Man darf nicht erwarten, im trockenen Tunesien fette grüne Weiden zu finden, die von glücklichen Pferden abgegrast werden. Wenn es Grün gibt, dann wird dieses geschont, und wenn Pferde oder Esel oder Schafe darauf grasen, dann ohne Zaun. Man setzt sein Tier also auf einer Wiese ab, lässt es grasen und holt es dann wieder ab. Einfach, günstig und effektiv. :-D

-Anderer Reitstil
Auf den ersten Blick erscheint der Reitstil der Araber etwas hart manchmal, auf den zweiten aber nicht mehr. Gut, das Pferd galoppiert über die Teerstraße (habe ich übrigens auch schon gemacht - ohne Hufeisen :-D) und ab und an wird etwas heftiger an den Zügeln gezogen wenn das Pferd stehen soll oder die Richtung wechseln soll... Dafür sind die Zügel ansonsten recht locker, die Pferde können laufen wie sie wollen, ohne in irgendeine künstliche Haltung gezwängt zu werden, und Sperriemen, Ausbinder, Gerte und Sporen habe ich noch nie gesehen. Rollkur, Kandare und stundenlange langweilige Dressurübungen in einer stickigen Reithalle gibt es auch nicht. Kurzum, das Pferd bleibt Pferd und wird draußen geritten, und wenn es den Kopf hoch nehmen will oder mal rennen möchte, dann darf es das auch.

-Tourismus
In einem Land des Tourismus tragen auch die Vierbeiner ihren Teil dazu bei. Oft stehen sie geputzt und geschmückt als "Köder" am Strand oder an der Straße, und sobald der Tourist sich nähert taucht der Besitzer wie aus dem Boden auf und bietet dir eine Tour an. (Mehr dazu im Artikel "Reiten auf Djerba")

-Pick-Up Pferde
In Deutschland muss es der TÜV geprüfte Doppelachsenanhänger sein, mit integriertem Futterautomat, zertifizierter Anhängerkupplung und neuestem Kamera System im Porsche der Geländewagen. Nichtsdestotrotz weigern sich die meisten Pferde in einen solchen Hänger zu steigen. In Tunesien ist das einfacher: Pick-Up Geländewagen zum Pferd fahren, Pferd drauf, anbinden. Fertig. Darum ist ein einfacher Holzzaun gebaut. 
Nun darf das Pferd die schöne Aussicht und den Fahrtwind genießen - jedenfalls so lange bis zur ersten Vollbremsung:-D





Entspannte Pferde auf der Ladefläche eines Pick-Ups. DER Pferdetransport der Zukunft?

Mit 4 Pferden und einem Esel auf dem Auto hat der Fahrer dieses Wagens mehr als übertrieben.

Zwei gesattelte Pferde mit ihren Reitern im Auto auf der Fahrt zum Ausritt.



Dieser Hengst ist am Boden festgebunden.












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