Donnerstag, 28. Juni 2018

Schwester, gib niemals auf...

Assalamu aleikum,



Muslima in blauem Jilbab streichelt einen hübschen arabischen Apfelschimmel.




manchmal ist es auch für mich nicht einfach, mit Hijab zu reiten... Erst kürzlich habe ich ein neues Reitoutfit getestet und ein neues Haarband unter dem Kopftuch und es ist leider alles schief gegangen... Der Rock ist geflogen, der Dutt hat sich gelöst sodass ich das Haarband schnell ausziehen musste (im Wald wo mich keiner sieht) und die losen Haare unter die Bluse gesteckt habe. Dadurch dass das Haarband weg war ist das Kopftuch nach hinter verrutscht .. Kurz gesagt ich war eigentlich den ganzen Ritt lang damit beschäftigt, dass man meine Beine Haare oder Hals nicht sieht weil die Kleidung einfach nicht optimal war.

Selbst mit dem perfekt islamischen Reitoutfit ist man vor solchen Situationen leider nicht sicher. Das passende Outfit macht die Sache deutlich angenehmer, aber 100% perfekt gibt es nunmal leider nicht. Es kann immer passieren, dass an einem besonders stürmischen Tag das Kopftuch oder der Rock mal kurz hochfliegen...(Hauptsache es fliegt nicht ganz weg:-D ) 

Was soll man also tun... Mit dem Reiten aufhören weil es mit der Kleidung einfach nicht geht? Oder wie so viele andere einfach eine Reithose anziehen und es kann mir egal sein ob man Hals oder Haarsträhnen sieht wenn sich das Kopftuch löst? NEIN! Es gibt eine Lösung. Man kann definitiv mit Hijab reiten. 
Es kann mal passieren, dass man an dem einen Tag ein neues Tuch anzieht und merkt es passt nicht. Es kann passieren, dass es windig ist und trotz aller Bemühungen einem das Kopftuch im Galopp vors Gesicht fliegt. Es kann passieren, dass die Haarpracht unter dem Kopftuch sich löst und man sie neu feststecken muss. Wir sind Menschen und machen Fehler, und oft passieren einfach auch Sachen für die wir nichts dafür können. Wichtig ist es, niemals aufzugeben! 
Ich arbeite stets an der Verbesserung meiner Kleidung, bis es nahezu perfekt ist in shaa Allah... Denn den Islam und meinen Hijab will ich niemals aufgeben... Und das Reiten auch nicht.

Bitte Allah an den Tagen deiner Freude, vielleicht erhört er dich an den Tagen deines Leides.



Diese Zeilen sind an dich gerichtet, meine liebe Schwester, die du dies liest... 
Schwester, gib niemals auf... Auch wenn du Tage hast an denen du dir wieder denkst es geht einfach alles schief...Probiere und lerne weiter, mach Dua, irgendwann kommt die Erleichterung... Irgendwann hast du dein eigenes Pferd. Irgendwann kannst du entspannt durch den Wald galoppieren und alles ist perfekt: Der Rock bedeckt deine Beine und weht sanft im Wind, der Khimar bedeckt Hals und Schultern ohne zu verrutschen, die Frisur sitzt fest...In shaa Allah. 

Verzweifel niemals an der Barmherzigkeit Allahs.
Auch wenn alle Menschen gegen Dich sind und Allah mit dir ist, so kann dir niemals jemand schaden außer wenn dein Herr es will.
Ein Leid, was auch immer es ist, kann ein Test, eine Bestrafung sein oder ein Mittel, deine Stufe im Paradies zu erhöhen... Ebenso kann etwas Gutes ein Test sein, ob du dankbar bist oder nicht... 

Sei dankbar für die Gnaden Allahs meine Schwester, und Dankbarkeit zeigt sich nicht nur im Herzen sondern auch auf der Zunge und in den Taten. Das größte Geschenk dass dein Herr dir jemals machen konnte war der Islam. Alhamdulillah. Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten.



Frau in weißem Schleier auf einem dunklen Pferd mit einer hübschen Blesse.


                                 دعاء حصن المسلم
Schöne Bittgebete findet man in "Hisnul Muslim", ein kleines Buch voller Bittgebete aus Koran und Sunnah. Die Authentizität der Bittgebete steht immer dabei. 


Ein wunderschönes Gebet bei Kummer und Trauer (habe ich aus Hisnul Muslim entnommen und auf deutsch angepasst):


Oh Allah! Ich bin Dein Diener, der Sohn Deines Dieners und der Sohn Deiner Dienerin. Meine Stirnlocke ist in Deiner Hand.* Deine Entscheidung über mich wird ausgeführt. Dein Urteil über mich ist gerecht. Ich bitte dich mit allen Deinen Namen, mit denen Du Dich selber benannt hast, oder sie in Deinem Buch offenbart hast, oder sie einigen Deiner Geschöpfe gelehrt hast, oder die du mit deinem verborgenen Wissen bei dir aufbewahrst, dass du den Koran zum Frühling meines Herzens, zum Licht meiner Brust, zur Beseitigung meiner Traurigkeit und zum Schwinden meines Kummers machst.

*(d.h Allah ist Herr über dich)

Weitere schöne Bittgebete aus Hisnul Muslim: 

Oh Allah, ich suche Zuflucht bei dir vor Kummer, Trauer, Unfähigkeit, Trägheit, Geiz, Feigheit, der Last von Schulden und der Überwältigung durch andere Leute.

Es wird niemand mit Recht angebetet außer Dir, gepriesen seist Du, gewiss ich gehöre zu den Ungerechthandelnden.




Wunderschöner Vers aus dem Koran...


Dienstag, 12. Juni 2018

Boxenhaltung für Pferde - und ihre Schäden für das Lauftier Pferd

Assalamu aleikum,


aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und vielen Recherchen in Fachzeitschriften, Büchern und Internet möchte ich einen kleinen Text verfassen zum Thema Boxenhaltung für Pferde. Vorab möchte ich erwähnen, dass es natürlich ein Unterschied ist, ob ein Pferd in einer luftigen Paddockbox nur nachts steht, und JEDEN Tag bei JEDEM Wetter rauskommt, oder ob wirklich 23h Boxenknast angesagt ist. Auch muss man immer den Einzelfall berücksichtigen. 



Einsam hinter Gittern - so sieht das Leben leider für viele Pferde aus.


Im Allgemeinen kann man jedoch sagen, dass jedes normale gesunde Pferd (und das sind die meisten) in einer naturnahen Haltung am gesündesten und glücklichsten ist. Pferde sind Herden- und Steppentiere, in freier Natur legen sie viele Kilometer am Tag zurück auf der Suche nach Futter und Wasser. 24 Stunden Weidehaltung auf unseren fetten deutschen Wiesen ist daher auch nicht für jedes Pferd geeignet. Hochblütigere, große Pferde, die viel geritten werden, sind mit einer Ganzjahreswiese durchaus gut bedient und gesund und zufrieden. Bei Ponys, besonders Isländern, Haflingern und Shettys, muss man aber aufpassen, die werden nämlich schnell zu dick, wenn sie immer frisches Gras zur Verfügung haben, und das führt zu Hufrehe. Für diese Pferde ist eine Paddockhaltung (große Fläche mit freiem Auslauf und Heu und Stroh als Futter) und begrenzte Weidezeit meist besser geeignet.
Es geht hier aber allgemein darum, dass ein Pferd viel AUSLAUF, LICHT, LUFT, WIND und BEWEGUNG braucht, sei es nun auf einer weitläufigen Sand- und Erdfläche oder auf der Wiese. Die Pferde sind dem Wetter ausgesetzt, können sich frei bewegen, wälzen, galoppieren oder einfach dösen. Auch wenn sie teilweise "nur rumstehen" wie manche Leute behaupten, es ist ein Unterschied ob man nicht laufen WILL oder nicht laufen KANN.

Lasst mich dies an einem Beispiel verdeutlichen. Stellt euch vor, ihr habt einen riesigen großen Garten, mit frischer Luft und blauem Himmel. In einer Ecke dieses Gartens steht ein Gartenhaus. Es ist klein, eng und stickig. 
Deswegen werdet ihr lieber vor dem Haus im Garten sitzen oder auf der Terrasse. Ihr werdet nicht die ganze Zeit durch den Garten rennen, aber das braucht ihr auch nicht, denn wenn doch, könntet ihr es jederzeit tun. Ihr habt frische Luft, seht in die Ferne, nehmt Wetter und Wind wahr. 
Stellt euch nun vor, ihr müsstet stattdessen den ganzen Tag in diesem kleinen engen Gartenhaus verbringen, dass nur so groß ist das ihr euch um eure eigene Achse drehen könnt. Das Fenster ist vergittert. 

Vielleicht versteht ihr jetzt, wie sich das Boxenpferd fühlen muss, und wie sich das Weidepferd fühlt... Dazu kommt, dass Pferde ganz andere Bedürfnisse haben als wir Menschen. Menschen wollen eine Höhle haben, einen windgeschützten Ort, an dem sie es sich gemütlich machen und trocken sind. Pferde wollen genau das Gegenteil. Sie wollen eine freie weite Fläche haben und in die Ferne blicken können, um bei drohender Gefahr sofort fliehen zu können: Sie möchten die Witterung wahrnehmen, den Regen auf ihrem Fell spüren, die Sonne und den Wind. All das wird ihnen im Stall genommen. Die ein bis acht Stunden, die das Tier am Tag draußen ist, erleichtern ihm diese Qual, aber sie sind niemals ein Ersatz. Auch ein Pferd, welches (nach menschlichen Zeitauffassungen und Bedürfnissen übrigens) von acht Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags auf die Weide kommt, steht immerhin SECHZEHN STUNDEN auf engstem Raum, seiner Freiheit beraubt! Der Grund, warum viele Pferde "freiwillig" in die Box laufen, ist nicht die Box, sondern das Futter, welches als Lockmittel in der Box liegt, und vielleicht der Kumpel nebenan. 
Warum sollten Pferde überhaupt nachts in die Box? Pferde schlafen oder ruhen nachts nicht. Sie schlafen über Tag und Nacht verteilt nur sehr wenige, einzelne Stunden. Sie sind nicht wie wir Menschen, die abends um zehn ins Bett gehen und morgens um sechs aufstehen.



Traurig und verängstigt schaut dieses Pferd aus seiner kleinen Box.



Durch das viele Stehen, die unnatürliche Futteraufnahme, die Einstreu (in der sich Ammoniak bildet durch Urin und Kot, und nein einmal täglich misten reicht da nicht aus), die schlechte Luft und wenig Licht entstehen zahlreiche Probleme, für die dann oft der teure Tierarzt, Osteopath oder Physiotherapeut gerufen wird. Dabei würden diese Probleme verschwinden, wenn man die Pferde nicht mehr in den goldenen Käfig sperren würde!  

Eine Liste der Probleme, die ihre Hauptursache in der Boxenhaltung haben: 

Koppen
Weben
Beißen
Schlagen
Rückenprobleme
Verspannungen
Hufkrankheiten
Faulheit
übertriebener Bewegungsdrang
psychisches Leiden
Schäden des Bewegungsapparates
Hufkrankheiten
Atemwegserkrankungen
...

Wenn hinzu noch eine schlechte Einstreu, zu viel Futter und mangelnde körperliche Arbeit dazukommt, kann man sich der Krankheit seines Pferdes sicher sein.



So sieht das klassische Bild eines Reitstalls aus - das Pferd im goldenen Käfig.




Mein Pferd und ich haben in unserem Leben schon viele Ställe gesehen und dort gelebt, von 20h Box über Laufstall und Paddockbox bis hin zur 24h Weide ohne Stall. Nur zu oft habe ich mir Beleidigungen anhören müssen... Dass ich mein Pferd barhuf reite sei eine Quälerei, mein Reitstil allgemein sei nicht angemessen, das Pferd würde zu viel geritten, das Pferd bräuchte einen richtigen Stall, das Pferd soll eine Decke haben, das Pferd gehört bei Regen und Schnee in die Box und nicht raus und und und und und...



Ob auf der Weide oder großen Paddocks - draußen sind Pferde am glücklichsten.



... das Erstaunliche ist jedoch, desto mehr ich genau das Gegenteil gemacht habe von dem was von mir verlangt wurde, desto besser ging es meinem Pferd: 
Mein Pferd steht jetzt 24h draußen auf der Weide, es ist Regen und Sturm schutzlos ausgeliefert, bekommt kein Kraftfutter außer wenn es gearbeitet hat, es läuft barhuf über Teer, Steine und Waldboden, es wird fast täglich geritten und zwar viel Galopp... und? Es geht ihm so gut wie nie zuvor! Die jahrelangen Rückenprobleme mit denen wir zu kämpfen hatten, sind verschwunden, ebenso ist mein Pferd viel ausgeglichener und gehorsamer geworden, lässt sich besser reiten und ist auch bei Eis und Schnee trittsicher im Gelände unterwegs. Allahumma baarik.  


Der Großteil der Pferde, vor allem Schulpferde und Turnierpferde, lebt heute in Boxen. Selbst ein Meerschweinchen in einem Käfig hat mehr Platz als das Lauftier Pferd in seiner Box. Das ist in etwa so, als wäre das Meerschweinchen dauerhaft in einer kleinen Transportbox (zB die für den Tierarzt) eingesperrt. 

Wenn es denn unbedingt die Boxenhaltung sein soll (oder muss), dann sollte die Box sehr groß, sauber und luftig sein, das Pferd sollte körperlichen Kontakt zu Artgenossen haben und einen Paddock, der an die Box anschließt oder mindestens ein großes (offenes!) Fenster. Zusätzlich dazu muss es täglich auf die Weide oder den Auslauf und bewegt werden. Nur so kann man einen Kompromiss schließen. 
Die Realität sieht in den meisten (Reit-)Ställen leider so aus, dass die Pferde nur in der Halle unter dem Reiter Bewegung haben, die Weide sehen sie höchstens Sonntags. 

Ein kleiner Nachtrag: Selbstverständlich kann es sein, dass es einzelne Pferde gibt, die sich im Offenstall nicht wohlfühlen. Dies kann z.B. alte, kranke oder rangniedrige Pferde betreffen. Hier lässt sich aber so eine Lösung finden, dass solchen Pferden dann ein Einzel-Paddock zur Verfügung gestellt wird, sodass sie Bewegung und frische Luft haben, aber trotzdem (zumindest nicht dauerhaft) nicht dem Stress in der Herde ausgesetzt sind. Auch ist es für viele Pferdebesitzer oft schwer, einen geeigneten Offenstall in der Nähe zu finden. Oder man hat einen gefunden, stellt dann aber später fest, dass, obwohl anders besprochen, das Pferd dann eben doch nicht den gewünschten Auslauf erhält. Hier muss sich niemand einen Vorwurf machen, da hilft es nur geduldig zu sein und nach einer besseren Lösung Ausschau zu halten. Generell gilt der Grundsatz: Desto mehr Auslauf, desto besser. 8 Stunden raus aus der Box sind besser als 2, und ganztägig draußen ist besser als 8 Stunden etc. Wer auch immer also die Möglichkeit hat, der sollte sich bemühen das Leben seines Pferdes so artgerecht wie möglich zu gestalten.





Kontakt zu Pferdekumpels ist wichtig für das Herdentier Pferd.

Wenn schon denn schon - eine große Box mit noch mehr Paddock kann ein Kompromiss sein.






Desto mehr Reitschulbetreiber, Pferdebesitzer und Reiter die Augen aufmachen und sich aktiv für eine naturnahe Haltung der Pferde einsetzen (und das werden Gott sei Dank immer mehr), desto mehr kann den Pferden geholfen werden. Es muss nicht gleich der teure HIT-Aktivstall sein - ein kleiner privater Offenstall oder eine große Weide beim Bauern reicht völlig aus - zumindest dem Pferd. Und auf dessen Bedürfnisse sollte man auch zuerst eingehen - und nicht auf die Bequemlichkeit und Luxuswünsche des Reiters.










Reitröcke 2024 - Riding skirts 2024

  Assalamu aleikum,  (english version below) da nun schon einige Schwestern nachgefragt haben, ob ich noch Reitröcke habe, möchte ich euch e...