Donnerstag, 30. November 2017

Ausreiten mit Kopftuch

Assalamu aleikum und Hallo zusammen, 




Mit schwarzem Jilbab bekleidete Frauen unternehmen einen Ausritt.



auf einem Pferd auszureiten ist etwas Schönes, man kommt an die frische Luft, hat Bewegung und sieht viele schöne Dinge, die man zu Fuß oder mit dem Auto nie gesehen hätte. 
Rehe und Wildschweine sehe ich beim Ausritt durch Wald und Feld sehr oft, da die Tiere den Geruch des Menschen nicht gleich wahrnehmen, sondern nur das Pferd riechen. Dann kann man auch mal bis auf wenige Meter herankommen ohne dass die Tiere gleich weglaufen. Auch wenn der deutsche Wald auf den ersten Blick nicht besonders spannend aussieht, habe ich schon viele schöne Orte und Tiere entdeckt; einen Fuchs auf einer sonnenüberfluteten Wiese, eine Herde Rehe die vor mir durch das Unterholz springen während wir einen schmalen Waldpfad hinaufgaloppieren, Wildschweine neben einer verlassenen Holzhütte im Wald (da sind wir aber schnell wieder umgedreht bevor die Schweine aggressiv wurden) und viele andere Dinge.


Muslima auf einem Schimmel schaut auf die Kuh die auf der Wiese grast.


Natürlich sollte man besonders als Muslima beim Ausreiten auf einige Dinge achten, dazu gehört zum Beispiel dass man die Natur nicht beschädigt, das heißt man reitet nicht querfeldein über das frisch gepflügte Feld vom Bauern, und man schmeißt seinen Müll nicht in die Umwelt, das sollte aber sowieso selbstverständlich sein. Auch sollte man andere Reiter oder Spaziergänger immer grüßen wenn man an ihnen im Schritt (!) vorbeireitet. Ab und zu erntet man erstaunte oder fragende Blicke, denn die Menschen hier sind es nicht gewohnt, Frauen mit Kopftuch und langen Kleidern reiten zu sehen. Ich habe schon einige interessante Begegnungen hinter mir. Einmal fragte mich ein alter Mann ob ich vom Zirkus wäre (wegen meiner Kleidung), ich hielt es zuerst für eine Beleidigung, aber ich habe trotzdem freundlich geantwortet dass ich Muslima bin und deswegen dieses Kleid trage. Das hat er verstanden und hat dann ganz nett von seiner Enkelin erzählt, die auch ein Pferd hätte. Ein anderes Mal, als ich in der Dämmerung einen Feldweg entlang ritt, ist eine Frau vor mir weggelaufen, was ich eine ganz blöde Idee fand, schließlich bin ich mit dem Pferd viel schneller als sie und hätte sie leicht einholen können;-) 

In den meisten Fällen aber schauen die Leute vielleicht ein oder zweimal hin, schenken dem Ganzen aber auch keine weitere Beachtung. Natürlich spricht es sich auch irgendwann mal rum, dass da in der Stadt oder in dem Dorf wo man lebt es "eine Frau mit Kopftuch gibt die reitet!" 

Wenn es in eurer Stadt Wälder gibt mit extra Reitwegen, dann würde ich diese auch benutzen, da kann man dann auch ungestört reiten. Gibt es keine, kann man im Allgemeinen alle Wege benutzen die auch Fußgänger benutzen. Jedoch muss ich sagen, 90 Prozent meiner Ausritte bin ich mit Pferd und Bäumen alleine und sehe keine Menschenseele, höchstens einen alten Opa der mit seinem Hund spazieren geht. Das finde ich auch gut so denn dann hat man seine Ruhe und wird nicht von 100 Leuten "begafft". 


Junge Frau mit Kopftuch bei einem Ausritt am Waldrand.



Muslima mit Niqab (Gesichtsschleier) reitet im Westernsattel durch den Wald.



Hier kommen noch ein paar Tipps zur Bekleidung je nach Wetter: 

Sehr kalt und sonnig, windstill: Reitrock aus Fleece, Jacke und Handschuhe tragen und Sonnencreme auf das Gesicht auftragen, bei Schnee auch Sonnenbrille. 

Kalt, nass, matschig, windig: Kleid tragen, das mindestens eine Handbreit Abstand zum Boden hat, sodass man die Schuhe gut sehen kann, aber nicht die Beine, und die Jacke bis oben hin zumachen und das Kopftuch darunter stopfen, sonst fliegt es einem im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren. 

mittlere Temperatur, windig: Kopftuch oder Khimar mit einer Sicherheitsnadel am Oberteil befestigen sodass es nicht hochfliegt, oder ein hochgeschlossenes Hemd/Bluse/Kleid tragen, sodass wenn das Kopftuch hochfliegt, Brust und Hals bedeckt sind. Sollte doch einmal die peinliche Situation passieren, dass (und es passiert vor allem beim Galopp) das Tuch nach oben fliegt und vor eurem Gesicht klebt, während der Hals frei daliegt, einfach Ruhe bewahren, das Tuch runterziehen und alles ist gut in shaa Allah (wenn Gott will), schließlich ist es nicht eure Schuld, wenn der Wind das Tuch hochbläst. 

Anmerkung: ALLAH ist es, der den Wind sendet, und es ist verboten, den Wind zu verfluchen! 
Hier eine Dua (Bittgebet) die man spricht wenn es windig ist aus Hisnul Muslim: 


Oh Allah, ich bitte Dich um sein Gutes (das Gute des Windes), und um das Gute darin, und um das Gute, mit dem er gesandt wurde; und ich nehme Zuflucht bei Dir vor seinem Schlechten, und dem Schlechten darin, und dem Schlechten, mit dem er gesandt wurde!

Warm und windstill: Leichte bedeckende Kleidung tragen und Sonnencreme

Sehr heiß, sonnig und wolkenloser Himmel: Leichte bedeckende und helle Kleidung, Sonnencreme und Sonnenbrille

Harmonisch ergeben die violette Abaya, die blaue Trense und das weiße Pferd ein schönes Bild ab.

Ein Ausritt durchs Feld mit der Freundin - was gibt es Schöneres?




Nachdem ihr vom Ausritt zurück seid, vergesst nicht nach eurem Pferd zu sehen, nach seinen Hufen ob alles in Ordnung ist usw. 
Ausritte, besonders wenn man alleine reitet, sind auch eine gute Möglichkeit viel Dhikr zu machen (Gott gedenken, danken und lobpreisen) und Dua  (Bittgebete) zu sprechen, da man Zeit hat, nicht abgelenkt wird durch weltliche Dinge und von niemandem gesehen wird außer Allah.



Es scheint so, als würde diese Frau mit dem hübschen Kopftuch sich bei dem Rappen für den Ritt bedanken.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Hijrah nach Tunesien

  Assalamu aleikum,  schon seit vielen Jahren reise ich mit meiner Familie nach Tunesien, und da mein Mann aus Tunesien kommt (aber sehr lan...