(English version below the pictures)
auf meiner Suche nach neuen Reitmöglichkeiten bin ich auf einen schönen Pferdehof gestoßen und habe dort einen Ausritt gebucht, von dem ich euch gerne erzählen möchte... Der Pferdehof züchtet Quarter und Paint Horses und bildet sie aus, bietet auch Reitunterricht und Beritt an, sowie Ausritte und Wanderreiten. Heute berichte ich euch von meinem ersten Mal dort, als ich einen Ausritt unternommen habe...
Es war ein Sonntag, als ich meinen Ausritt dort unternahm. Schon beim Aussteigen aus dem Auto, dass wir vor dem Reitplatz geparkt hatten, bereitete ich mich auf die Blicke vor, die dann halt immer kommen, wenn man mit Kopftuch an einem Reitstall auftaucht... Besonders bei Westernreitern waren die Blicke bisher meist noch komischer gewesen als ohnehin schon... Dennoch wollte ich mir von niemandem die Freude auf den Ausritt verderben lassen und beschloss, mir nichts anmerken zu lassen von meiner Nervosität. Also schritt ich, nach einer Ansprechperson Ausschau haltend, auf dem Hof herum, und begegnete jedem komischen oder neugierigem Blick mit einem Lächeln. Endlich fand ich die Frau, mit der ich telefoniert hatte. Ich merkte an ihrem Blick, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass sich hinter der Frau am Telefon eine Muslima verbirgt. Ihr kennt diesen Blick. Dieser "Am Telefon hab ich aber gar nicht gehört, dass Sie ein Kopftuch tragen!" - Blick.
Dennoch war sie freundlich. Sie zeigte mir gleich die Paddockbox, in der mein Pferd für den Ausritt bereitstand. Es war eine hübsche Palominostute. Die Frau, offensichtlich die Leiterin des Reitstalls, nennen wir sie hier für den Artikel Jane, führte die Stute aus der Box zum Putzplatz. Während sie den schweren Westernsattel heranschleppte, fragte ich, ob ich sie noch putzen sollte. Jane meinte, die Stute wäre heute schon geputzt worden, das würde ausreichen. Während sie die nette Stute sattelte, "die ein bisschen giftig ist, wenn man ihr den Gurt umlegt", so erklärte sie mir, erzählte ich ihr ein bisschen über meine Reitgeschichte und darüber, dass ich zusätzlich zum englischen Reiten auch mal Westernreiten gelernt hätte, dass das aber ein paar Jahre her sei und ich ausschließlich freizeitmäßig reite... Mit einem zustimmendem Nicken zog Jane den Sattelgurt fest und stellte dann mit einem schrägen Blick auf meinen Rock fest: "Du reitest aber nicht in dem Rock, oder!?"
Ich war nicht sonderlich geschockt von der Frage, mit so etwas hatte ich schon gerechnet und war entsprechend schlagfertig vorbereitet. "Aber selbstverständlich reite ich in dem Rock, schauen Sie, das ist ein extra Reitrock, der hat hier Knöpfe, und dort, und teilt sich in zwei Hälften. Darunter trage ich eine normale Reithose, wie Sie sehen", sagte ich und zeigt ihr kurz den Rock.
"Ja aber unsere Pferde sind das nicht gewöhnt, und wenn der Rock dann so flattert auf dem Pferd, nicht dass sie (die Stute) sich dann erschreckt und mit dir durchgeht!", sagte sie mit einem sorgenvollen Blick.
Fast hätte ich laut gedacht, dass ein am Boden gut ausgebildetes Pferd, und gerade ein Westernpferd, sehr wohl mit Planen und fliegenden Stoffen am Körper vertraut sein sollte. "Mein Pferd hatte damit nie ein Problem, und keins der Pferde, die ich bisher geritten bin, hat sich an dem Rock gestört. Machen Sie sich bitte keine Sorgen, es flattert nichts", antwortete ich trocken.
Jane schien etwas beruhigt, aber immer noch nicht überzeugt. Erstmal kramte sie einen Reithelm raus, den ich anziehen sollte, denn ich hatte ihr gesagt, dass ich keinen habe, weil ich leider nie einen benutzt hätte. (ja ich weiß, das sollte man sich nicht zum Vorbild nehmen...).
Immer noch skeptisch mit dem Rock, stand sie daneben, als ich aufstieg. Als sie sah, wie mühelos und schnell ich oben war, und auch der Rock um meine Beine lag, schien sie sichtlich erleichtert. "Ach so sieht das aus, naja dann geht das ja, ich dachte schon der flattert da über dem Pferderücken rum!"
Ich versicherte ihr nochmal, dass alles in Ordnung sei, und hatte in meinem Kopf Bilder vom Aschenbrödel, das auf ihrem Schimmel Nikolaus und mit wallendem Ballkleid durch den Schnee galoppierte. So in etwa muss die Dame sich mich wohl vorgestellt haben...Ich musste schmunzeln. (Wer nicht weiß, wer Aschenbrödel ist, hier der Link zum Filmausschnitt, ab Minute 3:11 https://youtu.be/nIRV7DZ_u2Q?list=LLBF3EmWJ0Fh_aMsguVnaYEw )
Lächelnd verabschiedetete Jane mich und wünschte mir einen schönen Ausritt.
Rittführerin Angela (ebenfalls Name geändert) ritt vorneweg auf ihrer braunen Stute, und ich folgte ihr. Ich dachte, es wären mehrere Teilnehmer dabei aber an dem Tag war ich nur alleine mit Angela, die den Ausritt leitete. Sie war eine natürliche, ruhige Frau, nicht überschwänglich herzlich, aber auch nicht kalt. Eigentlich recht angenehm. Sie ritt mit mir so, als wäre sie einfach auf einem entspannten Sonntagsausritt mit ihrer Freundin. Wir sind viel getrabt und galoppiert, und als sie gemerkt hat, dass ich gerne galoppiere, sind wir noch mehr galoppiert. Noch Tage später fühlte ich mich wie in einem Schaukelstuhl aus Wolken, als ich an den sanften Schaukelgalopp des Quarter Horses dachte... Es war wirklich ein sehr einfach zu reitendes Pferd mit weichen Gängen. Ich hätte einen Kaffee drauf trinken können beim Reiten. Als ich daran dachte, wie sehr sich mal wieder Sorgen gemacht wurde um meine Reitkünste als Muslima, um den Rock und den Helm und die Sicherheit, musst ich schmunzeln. Hätten Sie mich auf meiner Stute reiten sehen, hätten sie mich dann wahrscheinlich in eine Ritterrüstung gepackt!
Aber ich kann es nachvollziehen, die Vorsicht und die Bedenken. Man weiß halt nie, wer da so kommt und sich aufs Pferd setzt.
Ich erzählte der Angela ein bisschen von meinem Pferd, von Tunesien und den Araberpferden dort... Und sie erzählte mir von dem Hof und der Zucht, und welche Fohlen sie dieses Jahr schon bekommen hatten...
Wir ritten auf schönen breiten Reitwegen in tiefem Sand, umgeben von Bäumen. Am Anfang war mein Pferd noch recht langsam, taute aber mit dem Ritt richtig auf und galoppierte auch frischer und freudiger als zu Beginnn... Sie war wirklich fein und angenehm zu reiten mashallah. So ein fein ausgebildetes, ruhiges Quarter Horse war schon etwas ganz anderes zu reiten als meine wilde Oldenburgerstute, mit der ich immer durch den Wald galoppiert bin und die kaum zu halten war im Gelände...
Das Wetter war wechselhaft, mal war es bewölkt und windig, sodass man nur das laute Rauschen der Blätter hörte und die Pferde im Galopp nervös einen Satz nach vorne sprangen oder etwas schneller galoppierten. Zwischendurch brach eine kleine Regenschauer herein, doch die Bäume über uns hielten uns relativ trocken. Danach kam wieder die Sonne raus, und ihre hellen Strahlen blinzelten zwischen den Ästen und Büschen im Wald hindurch und tauchten den Weg in ein strahlendes, helles Licht. Wir wollten noch bis zum See reiten, aber aufgrund des schwülen Wetters und der damit verbundenen Bremsenplage für die Pferde entschied Rittführerin Angela dafür, vorzeitig umzukehren und einen anderen Weg zurück zum Stall zu nehmen. Es war ein sehr schöner Ausritt, zurück sind wir viel galoppiert, und als meine Stute in ihren schönen Schaukelgalopp fiel, die Sonne durch die Wolken brach und man vor lauter Strahlen nur noch schlecht sehen konnte, und dabei ein stürmischer Wind durch den Wald und über die Felder fegte, fühlte ich mich rundum wohl, hatte das Gefühl, auf einer Wolke zu reiten und wünschte, dass ich niemals absteigen würde. Doch viel zu schnell ging der Ausritt zu Ende und wir kehrten zum Stall zurück. Von Weitem sah ich schon die Fohlen auf der Weide neben ihren Müttern spielen und auch den Hengst auf einer Koppel daneben grasen.
Zurück auf dem Hof grüßten uns Jane und die Reiter auf dem Hof freundlich. Ich band mein Pferd am Putzplatz an, und der Sattel wurde ihr abgenommen. Danach habe ich mit einem feuchten Lappen über den Rücken und die Gurtlage unter dem Bauch gestrichen und ihre kleinen Hufe ausgekratzt und gesäubert.
"Und, war es schön, war alles gut?" fragte mich die Jane, die sich anfangs Sorgen wegen meinem Rock gemacht hatte. "Danke ja, es war sehr schön, ich komme sicher wieder", antwortete ich, bevor ich mich mit einem Lächeln verabschiedete und den Hof verließ.
English version:
Assalamu aleikum,
During my search for new riding opportunities I came across a beautiful horse farm and booked a ride there that I would like to tell you about ... The horse farm breeds and trains quarter and paint horses, also offers riding lessons and horse riding, as well as Horse rides in the forest and trail riding. Today I tell you about my first time there when I went horseback riding outside...
It was a Sunday afternoon when I went horseback riding there. As soon as I got out of the car that we had parked in front of the riding arena, I prepared myself for the looks that always come when you turn up with a headscarf at a riding stable ... Especially with western riders, the looks were mostly even stranger as it was anyway .. Nevertheless, I didn't want anyone to spoil my joy on the ride and decided not to let my nervousness show. So I strolled around the courtyard, looking for a person that would help me where to go, and smiled at everyone who was staring at me. I finally found the woman I was talking to on the phone. I could read in her eyes that she hadn't expected a muslim to be behind the woman on the phone. You know that look. This "I didn't hear on the phone that you are wearing a headscarf!" - look.
But she was kind. Or at least tried to be. She immediately showed me the paddock box in which my horse was ready for the ride. It was a pretty palomino mare. The woman, obviously the head of the riding stable, we call her here for the article Jane, led the mare out of the box to the cleaning area. As she dragged the heavy western saddle up, I asked if I should brush the horse. Jane said the mare had already been cleaned today, that would be enough. While she was saddling up the nice mare, "which is a little bit bitchy if you put her belt on," she explained to me, I told her a little bit about my riding history and that in addition to English riding, I would have learned to do western riding, that it was a few years ago and I only ride for leisure ... With an approving nod, Jane tightened the saddle strap and then stated - with an oblique look at my skirt: "But you are not riding in this skirt, are you!?"
I was not really shocked by the question, I had already expected something like that and was therefore ready to answer. "But of course I ride in the skirt, look, this is a special riding skirt, which has buttons here and there, and divides in half. I wear normal breeches underneath, as you can see," I said and showed her the skirt.
"Yes, but our horses are not used to it, and when the skirt flutters like that on the horse, I am afraid of that she will run away with you on her back and that you will fell off!", she said with a worried look.
I almost came up with my thoughts that a horse, well trained on the ground, and especially a western horse, should very well be familiar with tarpaulins and flying substances on the body. But I didnt. "My horse never had a problem with that, and none of the horses I've ridden so far bothered the skirt. Please don't worry, nothing flutters," I replied instead.
Jane seemed a little calmer, but still not convinced. First she got out a riding helmet that I should put on because I had told her I didn't have one because unfortunately I never used one. (yes I know, you shouldn't take that as a role model ...).
Still skeptical about the skirt, she stood by when I climbed up. When she saw how effortlessly and quickly I was on the horseback and the skirt was around my legs, she seemed visibly relieved. "Oh that's how it looks, well then it works, I thought the skirt will be fluttering over there on horseback!"
I reassured her that everything was all right, and at the same time I had pictures in my head of "the cinderella" galloping through the snow on her white horse and with a flowing ball gown. Something like that, the lady must have imagined me to be ... I had to smile. (Who doesn't know who Cinderella is, here is the link to the film excerpt, from minute 3:11 https://youtu.be/nIRV7DZ_u2Qlist=LLBF3EmWJ0Fh_aMsguVnaYEw)
Jane smiled goodbye and wished me a nice ride.
Ride guide Angela (also name changed) rode in front on her brown mare and I followed her. I thought there were several participants but that day I was only alone with Angela who was leading the ride. She was a natural, calm woman, not exuberantly warm, but not cold either. Quite pleasant, actually. She rode with me as if she were just relaxing on a Sunday ride with her friend. We trotted and galloped a lot, and when she realized that I like to gallop, we galloped even more. Even days later, I felt like I was in a rocking chair made of clouds when I thought of the gentle swing gallop of the Quarter Horse ... It was really a very easy to ride horse with soft gaits. I could have had a coffee on it while riding. When I thought about how much they were worried again about my riding skills as a muslim, about the skirt and the helmet and the safety, I had to smile. If they had seen me riding my mare, they would probably have packed me in a knight's armor!
But I can understand the caution and the concerns. You never know who will come and sit on your horse. Riders are often overestimate themselves.
I told Angela a little bit about my horse, about Tunisia and the Arabian horses there ... And she told me about the farm and the breeding and what foals they had had this year ...
We rode on beautiful broad bridle paths in deep sand, surrounded by trees. At the beginning my horse was still very slow, but then it started to wake up on the ride and galloped fresher and happier than at the beginning ... She was really fine and comfortable to ride mashallah. Such a finely trained, calm quarter horse was something very different to ride than my wild german mare, with whom I always galloped through the forest and who was hard to slow in the open field ...
The weather was changeable, sometimes it was cloudy and windy, so that you only heard the loud rustling of the leaves and the horses jumped forward one jump or galloped a little faster. In between a little rain shower fell, but the trees above us kept us relatively dry. Then the sun came out again, and its bright rays blinked between the branches and bushes in the forest, bathing the path in a brilliant, bright light. We still wanted to ride to the lake, but due to the sultry weather and the associated brake plague for the horses, Ride Guide Angela decided to turn back early and take another way back to the stable. It was a very nice ride, we galloped back a lot, and when my mare fell in her beautiful swing gallop, the sun broke through the clouds and it was hard to see because of the rays, and a stormy wind sweeped through the forest and over the fields, I felt completely comfortable, felt like riding on a cloud and wished that I would never get off. But the ride ended far too quickly and we returned to the stable. From afar I saw the foals playing on the pasture next to their mothers and also the grazing stallion in a paddock next to them.
Back in the yard, Jane and the riders greeted us warmly. I tied my horse to the cleaning area and the saddle was taken off her. Then I wiped her back and the belt layer under her belly with a damp rag and scraped out and cleaned her little hooves.
"And, was it nice, was everything fine?" Jane asked me, who was worried about my skirt in the beginning. "Thank you, it was very nice, I'll be back for sure," I replied before saying goodbye with a smile.
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