Muslimin führt ihr Pferd an der Trense |
eine sehr schöne Alternative zum Reiten ist auch das Spazierengehen mit dem Pferd. Man kann mit dem Pferd spazieren gehen, wenn man sich noch nicht traut, alleine auszureiten, oder wenn man dem Pferd einen Tag Reitpause gönnen möchte, oder wenn man einfach mal selber zu Fuß gehen möchte aber außer seinem vierbeinigen Freund niemanden hat, der mitgehen möchte... Oder auch für Mamas mit Kinderwagen/Tragetuch, die nicht immer ausreiten können, weil sie gerade niemanden haben der auf das Baby aufpasst, aber trotzdem mit dem Pferd Zeit außerhalb des Stalls verbringen möchten...oder man möchte einfach nur mal NEBEN seinem Pferd die Natur genießen und es gemütlich grasen lassen. Gründe zum Spazierengehen mit dem Pferd gibt es viele. Auch kann man fast überall laufen, durch den Wald, über Feldwege, durch Pfützen, auf der Straße...
Ich mache das zum Beispiel immer so, vor allem wenn der Boden aufgeweicht ist, dass ich auf einem befestigten Sand-oder Schotterweg laufe und das Pferd neben mir parallel in der Wiese läuft. Dabei darf sie immer grasen und den "Rasen mähen". Zum Spazierengehen eignet sich die Reitkleidung oder auch andere Kleidung, die dreckig werden darf und feste Schuhe. Beim Reitrock entweder den Verschluss zumachen oder gleich einen normalen Rock oder Haremshose anziehen, wenn man eh nicht reitet.
"So, Pferd halftern und los gehts!" - Nein, bitte nicht so schnell. Nicht alle Pferde lassen sich brav führen und vom Hof wegbringen in "fremdes Gelände". Nur weil das Pferd sich gut reiten lässt, heißt das nicht, dass es sich auch brav führen lässt!! Leider, so muss man sagen, lassen sich einige Pferde eben NICHT gut führen. Sie weigern sich den Hof zu verlassen, bleiben ständig stehen, rempeln den Menschen an oder kleben an ihm wie eine Klette, reißen sich los oder beißen den Menschen und versuchen ihn zu überholen und hinter sich her zurück zum Stall zu schleifen. Wenn es euer eigenes Pferd ist, solltet ihr baldmöglichst daran arbeiten, dass es sich brav führen lässt, denn das ist das absolute A und O in der Erziehung des Pferdes. Wenn es nicht euer eigenes Pferd ist, ist es wahrscheinlich nicht eure Schuld. Nun ist es mir ziemlich egal, wenn das Pferd keine Piaffe und Passage kann, aber sich führen lassen sollte sich jedes Pferd - schließlich müssen in den meisten Fällen auch andere Menschen das Tier führen, wie z.B. der Stallbetreiber, Pferdepfleger, Reitschüler, Reitbeteiligung, Tierarzt u.a. und dann ist es einfach gefährlich, ein wild um sich trampelndes und zerrendes Tier am anderen Ende der Leine zu haben.
Im Notfall das tobende Pferd einfach loslassen - eure Sicherheit ist wichtiger.
Zwei Muslimas führen ein Pferd am Halfter |
Nun kommen wir aber wieder zum Positiven - wer ein einigermaßen braves Pferd hat, sollte sich die Möglichkeit eines Spaziergangs nicht entgehen lassen, es macht fast so viel Spaß wie Reiten und es geht viel schneller, weil man dann das Pferd nicht putzen und satteln muss ;-)
Eigentlich braucht man nur Halfter und Strick, wessen Pferd aber zu Unarten beim Spazierengehen neigt, der nimmt besser noch eine Gerte mit und - bei ganz schwierigen Exemplaren - trenst man das Pferd vielleicht sogar auf.
Das Spazierengehen ist ein sehr gutes Führtraining, bei dem das Pferd lernt auf die Anweisungen des Reiters zu reagieren, je nach Situation neben oder hinter dem Reiter zu laufen (ich kenne sogar eine Frau deren Pferd VOR ihr läuft, sie hält es wie einen Hund an einer langen Leine und das Pferd läuft vorneweg und sie hinterher - das Pferd ist aber auch schon ein alter Opa). Das Pferd lernt, Abstand zu halten wenn z.B. eine Pfütze auf dem Weg liegt und der Reiter rechts, das Pferd links an der Pfütze vorbeigehen soll. Die meisten Pferde fühlen sich auch sicherer, wenn der Reiter vorneweg marschiert anstatt oben drauf zu sitzen. So kann der Mensch an "gruseligen" Stellen wie etwa an Plastiktüten, Kühen oder einem Traktor vorbeigehen und das Pferd denkt sich "wenn dem Mensch nichts passiert dann wird mir auch nichts passieren" und wird in den meisten Fällen vertrauensvoll folgen, wenn der Mensch selbstbewusst vorausgeht.
Das Pferd sollte den ganzen Spaziergang entspannt neben oder leicht hinter einem laufen und immer Abstand zum Menschen halten. Denn wenn es sich mal erschrecken sollte, springt es dem Reiter nicht gleich auf den Zeh - was der Fall wäre wenn es einem vorher schon auf die Pelle gerückt ist. Das Pferd sollte immer in seine Position zurückgeschickt werden, wenn es überholt, zu weit zurückbleibt oder zu dicht aufrückt.
Hat man ein Pferd, das sich leicht und locker führen lässt, ist der Strick nur nur noch ein loses Band das zwischen den beiden taumelt, aber in Wirklichkeit läuft das Mensch-Pferd-Paar wie zwei gute Freunde durch den Wald. Man erkundet gemeinsam geheimnisvolle Pfade, durchquert kleine Bäche, läuft über Wiesen, Felder und Dorfstraßen. Zwischendurch kann man das Pferd immer wieder streicheln und beruhigend mit ihm reden, Dua und Dhikr machen und auch immer wieder Pausen einlegen, um das Pferd grasen zu lassen. Wichtig: Der Mensch führt das Pferd zum Gras, nicht das Pferd den Menschen!
Es muss nicht immer Reiten sein - diese Frau im Niqab führt ihr Pferd am Zügel |
Und es spricht nichts dagegen, wenn man sich sicher fühlt, sich ab und zu ein paar Meter tragen zu lassen und auf den weichen warmen Rücken des Pferdes zu klettern und sich in seiner Mähne festzuhalten, nur den Strick in der Hand. Wenn das Pferd unruhig wird und man sich unsicher fühlt, kann man einfach schnell runterrutschen und das Pferd wieder führen.
Mit jedem Pferd kann man das Spazierengehen üben, erst auf dem Platz und später dann draußen. Mein Pferd war ganz zu Anfang ein richtiger Härtefall was das Spazierengehen anging, doch im Laufe der Zeit haben wir es geschafft, ganz entspannt zusammen spazieren zu gehen, vom Stall raus in den Wald, in unbekanntem Gelände, Richtung Horizont, und wenn wir wollten, bis ans Ende der Welt.
Der Mensch geht selbstsicher vor und das Pferd wird vertrauensvoll folgen - in shaa Allah.
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