Mittwoch, 10. Januar 2018

Reiten auf Djerba

Assalamu aleikum und Hallo zusammen, 



Ranch Sidi Mansour


auch ich konnte es nicht sein lassen, einmal dem kitschigen Touristenklischee zu folgen und Urlaub auf Djerba zu machen. Inklusive Krokodilzoo, Museum und natürlich einem Ausritt am Strand. 
Wir waren zwar nur drei Tage dort, aber es hat ausgereicht und ist auf jeden Fall weiterzuempfehlen. 
Gleich als wir ankamen, habe ich im Hotel nach Reitmöglichkeiten gefragt. Der Preis für einen zweistündigen Ausritt war dreimal so teuer wie beim Reitstall selbst. Ich kann also nur jedem raten, vor Ort bei den Pferden zu buchen. Das haben wir auch gemacht, wir sind mit dem Auto rumgefahren und haben eine Pferdestation gefunden, bei der wir gebucht und bezahlt haben. Man kann entweder eine gemütliche Tour buchen, das heißt auch Leute ohne viel Pferdeerfahrung können hier in Ruhe eine Stunde im Schritt über die Insel reiten, oder eine Tour für Fortgeschrittene, die geht etwa 2 Stunden und man reitet am Meer und darf galoppieren. Nun erzähle ich euch von dem Ausritt: 

Wir fahren eine lange Straße Richtung Krokodilpark entlang, und entdecken auf der rechten Seite ein paar Kamele, Pferde und Quads. Es ist die "Sidi Mansour Ranch", bei der wir heute reiten wollen. Unsere beiden Hengste sind bereits gesattelt und getrenst und warten dösend in der Sonne. Ich sage dem Führer, einem jungen Tunesier, dass ich reiten kann, deswegen darf ich später auch galoppieren. (Eine kleine Anmerkung hierzu zum Thema "ich kann reiten" bitte sagt das nur wenn ihr auch wirklich reiten könnt, euch vor allem im Sattel halten könnt. Leider sagen viele Touristen dass sie reiten können, haben aber in Wahrheit einfach nur einmal auf dem Pferd gesessen, und buchen dann gleich eine Tour mit Galopp etc. Natürlich merken die Veranstalter schnell ob man wirklich reiten kann oder nicht, und es ist dann immer sehr ärgerlich wenn jemand gelogen hat und es Probleme mit der Gruppe gibt, weil drei Leute galoppieren möchten und der eine plötzlich sagt er kann doch nicht reiten und dann warten muss oder sogar vom Pferd fällt und sich verletzt.) 


Zurück zur Geschichte, wir besteigen also alle unsere Pferde und warten auf den Führer, der heute zu Fuß dabei ist, da er keine Lust hatte zu reiten. Ich nutze die Zeit und teste den braunen Hengst "Ward" (deutsch: Rose), wie er sich reiten lässt. Wir drehen ein paar Kreise, reiten vom Stall ein paar Meter weg und wieder zurück, und gehen rückwärts. Klappt soweit ganz gut. Die Pferde tragen alle Trensen mit Pelham-Gebiss, welches so eingeschnallt ist, dass es scharf und nicht weich auf das Pferdemaul einwirkt. Dies sei notwendig zur Sicherheit der Touristen, sagt der Führer. "Lieber das Pferd hat Schmerzen als der Tourist im Graben." 

Es geht los. Ich werde angewiesen mit Ward vorneweg zu reiten, mein Mann hinterher, danach eine andere Frau, die ebenfalls mit uns die Tour gebucht hat, und der Führer neben ihr, der ihr Pferd festhält. Wir reiten durch eine sandige Ebene etwa 100 Meter weit von der Straße entfernt, und bei jedem Baum versucht Ward ein Blatt zwischen die Zähne zu bekommen. Obwohl er gut genährt ist, hat er wohl Hunger. Oder ist einfach verfressen. Als ich ihn erwische, ziehe ich ihn an den Zügeln vom Busch weg und treibe ihn vorwärts. Ward reagiert gehorsam und verzichtet auf den Snack. 

Wir überqueren eine Straße und reiten dann ein gutes Stück zwischen einem Wohngebiet hindurch. Der Weg ist jedoch aus Sand. Ward geht vorwärts, weder Autos noch andere Pferde oder Quads beeindrucken ihn. Er kennt das. Nun gelangen wir an eine schöne Ebene aus Sand und Bäumen, die Richtung Meer führt. Immer wieder traben mein Mann und ich vor, dann warten wir auf die anderen. Es folgt eine weite Strandfläche, die von kleinen Seen und Flüssen durchzogen ist. Wir reiten durch das Wasser, mein Hengst stapft fleißig vorwärts, bis zu den Knien im Wasser kämpft er gegen die Strömung an. Danach kommen wir an ein kleines Waldstück welches zum Meer führt. 

Plötzlich verweigert Ward die Mitarbeit und will überall hinrennen, nur nicht nach vorne. Der Führer packt ihn am Halfter und führt ihn ein paar Meter an der kritischen Stelle vorbei, dann läuft Ward wieder normal weiter. Jetzt warten meine Mitreiter und der Führer an einer Düne am Strand und ich darf galoppieren. Zweimal galoppiere ich einige hundert Meter am Meer entlang und wieder zurück. Auf dem Rückweg rennen ein paar wilde Hunde auf mich zu, aber mein Pferd galoppiert durch sie hindurch und die Hunde springen zur Seite. Bis auf die Tatsache, dass der Hengst zweimal versucht Richtung Stall zu rennen, ist er ganz brav, ist angaloppiert und hat auch ohne viel Drama wieder angehalten. Viel zu schnell ist der Galopp vorbei, und es geht über Sand und See wieder heimwärts. 

Auf einmal steht eine lange Mauer vor uns im Weg, und der einzige Durchgang ist durch einen riesigen Müllhaufen versperrt. In einem Hollywood Film wäre man jetzt über die Mauer gesprungen. Im spießigen Normalfall umgekehrt. Ich entscheide mich für den Mittelweg und lenke Ward entschlossen Richtung Müllhaufen. Dort quetschen wir uns durch eine winzige Lücke zwischen Mauer und Müll und gelangen auf die Straße. Die anderen folgen. Nun geht es eine halbe Stunde lang im Schritt zurück zum Stall. 
Dort werden die Pferde von Mitarbeitern übernommen, abgesattelt und gefüttert. Ward wälzt sich gleich im Sand, sobald er den Sattel los ist. 

Da ich im Urlaub meine Reitkleidung nicht mit hatte, habe ich mir selbst was gebastelt. Ein One-Piece Kopftuch mit Untertuch darunter, damit der Dutt hält, einen Pullover und eine Jacke darüber. Untenrum eine Leggins, darüber eine weit ausgestellte leichte Hose aus Polyester, darüber einen normalen dünnen Rock mit Gummizug oben. Turnschuhe, Sonnenbrille, fertig. 
Jetzt zeige ich euch ein paar Fotos mit Erlaubnis des Reitstalls, die Leute haben sich gefreut als ich gesagt habe dass ich einen Artikel über ihren Stall schreiben werde. 



Plakat der Ranch mit schönen Fotos.




Die Pferde vor dem Stall in der Sonne dösend.

Ein hübscher Schimmelhengst beim Mittagsschlaf.

Ward ورد angebunden vor der Ranch.



Die Boxen und der Sandauslauf davor.


Hengst Ward wartet auf seinen Reiter.



Gleich geht es los...

Auf geht es Richtung Strand.

Ohne zu zögern durchquert Ward das Wasser.

Die Pferde genießen die Abkühlung.

Nach dem Galopp am Meer geht es zurück nach Hause.

Ein wunderschöner Ausritt am Meer bei gutem Wetter - schade dass man es nicht jeden Tag machen kann.


Eine einzigartige Kombination aus Meer, Sand und Grün.


Verabschiedung von Ward.

Am Tag der Abreise waren wir am Strand hinter dem Hotel spazieren, und schon kamen die ersten Männer mit Pferden und Kamelen um uns zum Ritt zu überzeugen. Leider hatten wir keine Zeit. Einer kam sogar angaloppiert und führte neben sich her ein gesatteltes Pferd. Dies ist hier aber nichts ungewöhnliches, wer reiten will, der kann reiten, und wer nicht, der wird dazu überredet;-)





Die Pferde als "Köder" an einer Palme am Strand angebunden.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Reitröcke 2024 - Riding skirts 2024

  Assalamu aleikum,  (english version below) da nun schon einige Schwestern nachgefragt haben, ob ich noch Reitröcke habe, möchte ich euch e...